Pfadfinden weltweit. Die Internationalität der Pfadfindergemeinschaft in der Diskussion hg. von Matthias D. Witte
Springer VS-Verlag Wiesbaden 2015 ISBN 978-3-658-09951-0 |
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Vorwort des Trägers Pfadfinder Hilfsfond e.V. zum Tagungsband 2014
Die Pfadfinderbewegung ist eine internationale, weltanschaulich und politisch unabhängige Erziehungsbewegung, die jungen Menschen aller Nationalitäten und Glaubensrichtungen offensteht. Sie hat das Ziel, die Persönlichkeitsentwicklung und das gesellschaftspolitische Engagement zu fördern – dies auf den Grundlagen und mithilfe der Methodik ihres Gründers Lord Robert Baden Powell, der die Pfadfinderbewegung im Jahre 1907 in England gründete.
Heute gehören dieser Bewegung weltweit mehr als 40 Millionen Kinder und Jugendliche an und erleben in ihr eine schöne, sinngebende und ihren Lebensweg prägende Freizeitgestaltung.
Pfadfinden in Deutschland zeigt ein breites und vielfältiges Spektrum an qualifizierter Jugendarbeit und ist zudem ständigen Anpassungsbestrebungen unterworfen, die ein homogenes Bild erschweren. Die hiesige starke Ausdifferenzierung der Pfadfinderbewegung – eine spezifisch deutsche Erscheinung – hat dazu geführt, dass zurzeit ca. 90 selbstständige Bünde und Verbände bestehen.
Der Pfadfinder Hilfsfond (PHF) hat es sich zur Aufgabe gemacht, neben seiner direkten Förderung von Pfadfindergruppen und -projekten erstmals eine systematische wissenschaftlich fundierte Auseinandersetzung mit dem Pfadfindertum, seiner pädagogischen Grundkonzeption und den geschichtlichen Wandlungsprozessen anzustoßen und zu organisieren. Der PHF entschied sich für die Form der wissenschaftlichen Fachtagung und startete damit im Jahre 2010 eine kleine Erfolgsgeschichte.
Gleich die erste Fachtagung unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Eckart Conze und Prof. Dr. Matthias D. Witte, beide Philipps-Universität Marburg, in Marburg-Wolfshausen erhielt großen Zuspruch im Fachpublikum. Der zugehörige Tagungsband trägt den Titel »Pfadfinden. Eine globale Erziehungs- und Bildungsidee aus interdisziplinärer Sicht« und wurde 2012 von Eckart Conze und Matthias D. Witte im Springer VS-Verlag herausgegeben.
Wegen des großen Interesses an der wissenschaftlichen Aufarbeitung des Generalthemas »Pfadfinderpädagogik« fand schon zwei Jahre später die zweite Fachtagung Pfadfinden 2012 am gleichen Ort statt. Während sich die erste Tagung mit der geschichtlichen Entwicklung der Pfadfinder in Deutschland aus interdisziplinärer Sicht auseinandergesetzt hatte, standen nunmehr Gegenwartsdiagnose und Zukunftsorientierung der Pfadfinderbewegung im Fokus. Das zugehörige Buch erschien 2013 wiederum im Springer VS-Verlag, herausgegeben von Matthias D. Witte und Yvonne Niekrenz unter dem Titel »Aufwachsen zwischen Traditions-und Zukunftsorientierung. Gegenwartsdiagnosen für das Pfadfinden«.
Der hier vorgelegte Tagungsband »International und weltoffen? Das Pfadfinden als weltweite Kinder- und Jugendbewegung« fußt auf den Beiträgen der dritten »Fachtagung Pfadfinden«, die im Februar 2014 in Mainz in Zusammenarbeit mit dem Institut für Erziehungswissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Matthias D. Witte und Dr. Yvonne Niekrenz, Universität Rostock, stattgefunden hat.
Den Referentinnen und Referenten sei Dank für die Aufbereitung ihrer Vorträge zu Beiträgen für das nun vorliegende Buch. Besondere Anerkennung zollen wir Matthias Witte für dessen Kontinuität in der Leitung der Tagungsreihe und für die gleichzeitig einzigartige und spannende thematische Profilierung jeder einzelnen Tagung.
Viele Menschen weit über die Pfadfinderszene hinaus sind inzwischen von der Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit der Reihe »Fachtagung Pfadfinden« überzeugt. So hat der »bekennende Pfadfinder« Bundespräsident a.D. Prof. Dr. Horst Köhler die Schirmherrschaft für die Tagung 2014 gern übernommen. Auch die Vorstellungen des PHF, Pfadfinden wissenschaftlich zu untersuchen und z.B. der Pfadfinderarbeit in Deutschland gewissermaßen einen Spiegel vorzuhalten, konnten – so scheint uns – immer mehr Anklang finden. Zu jeder Folgetagung der nunmehr etablierten Tagungsreihe haben sich mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer angemeldet, zuletzt 120.
Jedes der Symposien sprach aber auch weitere Themen an und warf neue Fragen auf, die nun in weiteren Folgeveranstaltungen bearbeitet werden sollten. Dies ist uns Ansporn und Auftrag zugleich, die erfolgreich begonnene Reihe fortzuführen und – wenn möglich – mit anderen Lehr- und Forschungsformaten anzureichern.
Wir glauben, dass das Erfolgsrezept: Wissenschaftliche Leitung durch namhafte Wissenschaftler und organisatorische Leitung durch ein Team aus engagierten Pfadfindern verschiedener Bünde unter Federführung des PHF weiterträgt und die ehrenamtliche Durchführung sowie eine tragfähige Finanzierung längerfristig gelingen wird.
Es stimmt uns zuversichtlich, dass die Weichen für die vierte Tagung 2016 schon gestellt worden sind. Insbesondere durch die Beteiligung der Pfadfinder und Pfadfinderinnen Österreichs (PPÖ), der Ringe deutscher Pfadfinderinnen- und Pfadfinderverbände (rdp), des Verbandes deutscher Altpfadfindergilden (VDAPG) sowie des Bundes Moslemischer Pfadfinder und Pfadfinderinnen Deutschlands (BMPPD) konnte eine breite Basis zur Fortführung der Tagungsreihe gelegt werden.
Pfadfinder Hilfsfond e.V.
Martin Lochter, Referent Fachtagungen