Abzeichen und Narrativ - die emblematische Verzeichnung des Körpers durch die Kluft
Dr. Tobias Lobstädt, Universität Duisburg-Essen
Abstract:
Rucksack und Schulter, Fuß und Asphalt. Regennässe, Feuerwärme und die Kühle des Morgens vor dem Zelt - beim Hike und im Lager sind körperliche Erfahrungen zentral für die Pfadfinderbewegung. Diese korporalen Erlebnisse münden in Anekdoten, Liedern und Geschichten. Schon seit Baden-Powells Einbindung der Dschungelbücher sind Narrative pädagogische Mittel, die als sinnstiftende Erzählungen im Gleichnis auf den Pfad des Lebens verweisen.
Durch Kluft und Tracht wird der Körper der Pfadfinderin und des Pfadfinders selbst zum Ort der Narration. Hemd und Halstuch bilden ein Ensemble der Zeichen, die sowohl über Identität (Weltbundlilie), Zugehörigkeit (Nationalitätsabzeichen), Prestige (Stufenfarbe) und Individualität (Aktionsaufnäher) Auskunft geben.
Dieser Tagungsbeitrag stellt die emblematische Verzeichnung durch die Kluft vor, beschreibt sie im Rahmen des soziologischen Konzepts von Korporalität und bezieht sie auf Narrative in der Pfadfinderliteratur. Weiterhin werden jugendkulturelle Bezüge über die aktuelle Darstellung der Kluft in Werbung, Ausstellung, Comic sowie in einem Video des Songwriters Billy Bragg hergestellt.
Literatur:
Breyvogel, W. (2015): Im Zeichen der Lilie - Ein historischer und ethnografischer Blick auf die Pfadfinder in Deutschland. In: Witte, M. D. (Hg.): Pfadfinden weltweit. Die Internationalität der Pfadfindergemeinschaft in der Diskussion, Wiesbaden, S. 85-117
Lobstädt, T. (2011): Tätowierung, Narzissmus und Theatralität. Selbstwertgewinn durch die Gestaltung des Körpers, Wiesbaden
Willems, H./Kautt, Y. (1999): Korporalität und Medialität: Identitätsinszenierung in der Werbung. In: Willems, H./Hahn, A. (Hg.): Identität und Moderne, Frankfurt am Main, S. 298-362