Am Lagerfeuer und auf Fahrt – Fiktive und reale Abenteuer als zwei Medien jugendlicher Autonomiebestrebung
Prof. Dr. Peter Becker, Marburg
Tagungsband 2010, S. 121-143
Zusammenfassung:
Lagerfeuer und Fahrt sind zwei „Urszenen“ der Jugendbewegung ebenso wie der Abenteuerpädagogik. Ihre ungebrochene Faszination für Kinder und Jugendliche und ihre konzeptionelle Attraktivität für die Abenteuerpädagogik gewinnen sie als Medien, die im Rahmen des entwicklungspsychologischen Ablösungsprozesses vor allem in der letzten Phase der Jugendentwicklung einen spielerischen Beitrag zur Autonomieförderung übernehmen können.
Zu den gemeinschaftsfördernden Aktivitäten um das Feuer gehören das Vorlesen fiktiver und das Erzählen real erlebter Abenteuer, die die Phantasie der Zuhörenden anregen und damit einen intermediären Raum im Sinne Winnicotts schaffen, in dem die eigenen Grenzen imaginär überschritten und Subjektentwürfe durchgespielt werden können. Auf Fahrt zu gehen, heißt reale Abenteuer zu bestehen. Die im abenteuerlichen Unterwegssein zwingend notwendige Auseinandersetzung mit einer widerständigen Welt voller Überraschungen lässt jene Habitusformation erfahrbar machen, die die jugendlichen Autonomieansprüche fundiert.
Unter diesen Aspekten sind Lagerfeuer und Fahrt entgegenkommende Praxisformen, in denen grundlegende Voraussetzungen der Subjektentfaltung von Kindern und Jugendlichen in einer vom gesellschaftlichen Alltag zwar nicht befreiten, aber entlasteten Sphäre ungezwungen erfahren werden können.